PETRIKIRCHE

Seit dem Jahr 1096 ist die Existenz der Petrikirche bezeugt. Der spätromanische Kernbau des heutigen Kirchenschiffes entstand um 1250; das Portal an der Südfront ist bis heute erhalten. Die frühe Petrikirche war recht klein und umfasste nur zwei Joche. Um die Kirche herum erstreckte sich ein Häuserkranz, den man sich als ringförmig angelegte Kirchenburg vorstellen kann, mit steinernen Speichern und Vorratsgebäuden. Die ringförmige Bebauung bot ebenfalls Schutz in mittelalterlichen Fehden, bei denen sich Mensch und Vieh in das bergende Rund zurückzogen. Daher gab es auch einen eigenen Brunnen bei der Kirche (in der Nähe des heutigen Chores). Zudem wurden hier, nahe bei der Kirche und das heißt nahe zum Heil, die Toten bestattet. Natürlich wurde der Platz bald zu eng, und steinerne Totenhäuser sollten Abhilfe schaffen. Erst 1842 entstand ein neuer Friedhof.
Die Petrikirche selbst wurde in späteren Jahrhunderten verschiedentlich umgebaut, zuerst um 1550, als das Schiff um einen zweijochigen Choranbau erweitert wurde. 80 Jahre darauf zeigten sich statische Probleme, die eine Verstärkung der Strebepfeiler nötig machten, denn die hohen Gewölbe und die Öffnung des Mauerwerks für hohe Fenster hatten den Chorraum destabilisiert. Noch im späten 16. Jahrhundert folgte der Aufbau des Wehrturmes um einen Glockenturm und ein schwaches Sockelgeschoß. Zudem wurde der Turm mit einem Satteldach abgeschlossen, dessen seitliche Treppengiebel auffällig sind. Am 16. April des Jahres 1683 griff ein Feuer auf den Chorraum der Kirche über und vernichtete ihn zu Teilen. Damals wurde auch das Kirchenarchiv ein Opfer der Flammen. Nur wenige Monate später war die Petrikirche wieder aufgebaut. Eine Inschrift an der Außenseite der östlichen Giebelwand belegt die Katastrophe: „Ist abgebrannt Anno 1683 den 16. April; aber wider aufgerichtet Anno 1683 im August“.
Im weiteren Verlauf des 18. Jahrhunderts wurde St. Petri zu klein. 1737 kam es schließlich zur Grundsteinlegung für das nördliche Seitenschiff; 1751 konnte der Erweiterungsbau eingeweiht werden. Seither zeigt sich St. Petri als zweischiffige Hallenkirche, umspannt von einem hohen Satteldach mit Fachwerkgiebeln an beiden Seiten, die die beiden Kirchenschiffe umklammern. An- und Umbauten bleiben auch im 19. und 20. Jahrhundert nicht aus, so etwa der Aufsatz der Turmspitze (1904) und auch der Anbau der Sakristei (1906). In seiner Grundsubstanz aber wurde die Kirche nicht weiter verändert, wohl aber der Kirchenvorplatz, der bis 1842 auch Friedhof war. 1876 wurde hier das Versmolder Kriegerdenkmal errichtet. Neun Meter hoch und von einem Adler gekrönt sollte es zunächst an die Gefallenen von 1864, 1866 (vier Namen) und 1870/71 (11 Namen) erinnern. Später dann wurde es auch zum Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
Hell, einladend und freundlich zeigt sich die Petrikirche seit der jüngsten Sanierung, die nach achtmonatiger Umbauphase im Dezember 2008 abgeschlossen werden konnte. Bemerkenswert ist aber auch die reiche Ausstattung der Kirche. Als kulturhistorisch wertvollstes Stück gilt wohl die barocke Kanzel an der Südseite des Chores. Sie dürfte im frühen 18. Jahrhundert gefertigt worden sein. Erhalten geblieben ist auch der barocke Taufstein aus dem späten 18. Jahrhundert. An der Apsiswand wiederum finden sich die Reste eines Apostelzyklus, der in die Spätgotik zu datieren ist. Und an der Nordwand werden drei barocke Apostelfiguren (Lukas, Johannes und Matthäus) sowie eine kleine Christusfigur präsentiert. Sie wurden anlässlich der letzten Sanierungsarbeiten wieder entdeckt, restauriert und finden seither einen würdigen neuen Platz in der Petrikirche.
Schild Nr. 2
An der Petrikirche
33775 Versmold
52.04038°N 8.15571°E